10.09.2021
Viel zu viele Kinder kommen jeden Tag mit dem „Elterntaxi“ in die Grundschule. Das sorgt für Verkehrsstaus früh am Morgen und gefährdet die Kleinen. Viel besser: Der Fußweg
Schulleiter Rainer Belusa von der Kronach Grundschule in Berlin kann ein Lied davon singen: „Manche Eltern setzen sich morgens über sämtliche Verkehrsregeln hinweg, halten kreuz und quer vor der Schule und gefährden so alle Kinder. Zugleich sind sie extrem schlechte Vorbilder.“
Natürlich: Aus Elternsicht gibt es viele Gründe, die Kleinen mit dem Auto zur Schule zu bringen. Bei einer Umfrage des ADAC wurden die Angst vor Belästigung und ein gefährlicher Schulweg am häufigsten genannt. Auch Bequemlichkeit spielt eine große Rolle: Als angemessen gelten zwar bis zu zwei Kilometer, also 30 Minuten Fußmarsch, ganz nach dem Motto „Kurze Beine – kurze Wege“. Oft, so Schulleiter Belusa, klingelt allerdings der Wecker so spät, dass die Schule nur noch mit dem Auto pünktlich erreicht werden kann.
Dabei wäre es so wichtig, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen. Kinder, die schon vor Schulbeginn in Bewegung waren, können sich besser konzentrieren, ihre Fitness steigt. Außerdem erlernen sie dabei grundlegende Verkehrsregeln. Sie müssen den Straßenverkehr im Auge behalten und an Kreuzungen die Geschwindigkeit nahender Autos richtig einschätzen. ADAC Verkehrsexperte Ronald Winkler: „Wer sein Kind stets mit dem Auto zur Schule fährt, nimmt ihm die Chance, von Kindesbeinen an selbstständige Mobilität zu Fuß oder mit dem Schulbus zu erlernen.“
Dieser Lernprozess kann gar nicht früh genug beginnen. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder nach dem Start ins Schulleben einige Wochen zu Fuß begleiten. Erst dann können sie sicher sein, dass der Nachwuchs den Weg im Alleingang bewältigt. Sicherheit bietet auch der „Walking Bus“: Es wird ein Treffpunkt vereinbart, von dem aus sich nur noch ein Erwachsener mit mehreren Kindern im Schlepptau auf den Weg macht. Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE): „Auf dem gemeinsamen Schulweg lernen die Kinder, sozial miteinander umzugehen. Es wird gelacht, gesprochen, auch mal gestritten – aber alle haben das
gleiche Ziel.“ Ebenfalls hilfreich: Schulwegpläne, die den sichersten Weg weisen.
Und wenn das Kind doch mit dem Auto gebracht werden muss? Dann empfiehlt der ADAC, nicht direkt vor der Schule zu parken. ADAC Experte Winkler: „Ideal wäre es, wenn die Kommunen mindestens 250 Meter von der Schule entfernt Hol und Bringzonen auswiesen. So bekommen die Kinder wenigstens etwas Bewegung.“
Text: Thomas Paulsen
c Weitere Infos unter www.adac.de/schulwege
Viel zu oft mit dem Auto
Deutschlandweit besuchen gut 2,75 Mio. Kinder eine Grundschule. Eine halbe Million wird täglich im Auto der Eltern gebracht.
Wie kommt Ihr Kind zur Schule?
Verkehrsmittel Alter 6–10 Jahre
zu Fuß 47 Prozent
Schulbus 22 Prozent
öffentliche Verkehrsmittel 7 Prozent
per Fahrrad 6 Prozent
per Auto 18 Prozent
Quelle: TK-Elternumfrage zur Kindergesundheit
10/2013 ADAC Motorwelt
Kategorien: Die Stadt Wörth a.Main informiert